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Die Krise am Bau ist eine Führungskrise

Gerade in der Krise zeigen professionell geführte Bauunternehmen, wie sie mit modernen Führungstechniken erfolgreich sind.

Die Krise am Bau ist da und das Heer der Jammernden überschüttet uns mit Argumenten, warum sie selbst an dieser Krise unschuldig sind. Da ist die allgemeine Konjunkturkrise, die eine geringere Nachfrage nach Bauinvestitionen nach sich zieht und das verringerte reduzierte Bauvolumen der öffentlichen Hand.

Durch die Öffnung der Grenzen im Osten und die Marktzutritte der europäischen Partnerstaaten fiel der Bau in eine Strukturkrise, in der deutsche Bauunternehmen von im internationalen Vergleich hohen Lohnnebenkosten zusätzlich benachteiligt werden. Zudem hat ein harter Winter 1996/97 den Bau stark getroffen.

Keines dieser Argumente ist so überraschend, dass eine Führung in einem Bauunternehmen sich nicht hätte darauf einstellen können.

Der durch die Wiedervereinigung bedingte Boom konnte nur von absehbarer Dauer sein. Am Anfang einer jeden Boom-Phase ist die Bauwirtschaft die Konjunkturlokomotive, wird jedoch auch als erste von der nachlassenden Konjunktur getroffen. Eine Weisheit, die so alt ist wie die Marktwirtschaft. In diesen Boomzeiten wurden über politische Kontakte der Bauindustrie Werkvertragskontingente als Subunternehmer beschafft und große Kapazitäten aufgebaut. Die Grenzöffnungen 1993 innerhalb der europäischen Union, die den Zugang ausländischer Mitarbeiter erleichterte, war den Bauunternehmen mehr als vier Jahre vorher bekannt.

Ein Abflachen der allgemeinen Konjunktur schwächt bekanntlich die öffentlichen Kassen. Die Überforderung der Sozialsysteme fügt ihr übriges hinzu. Eine Entwicklung, die seit Jahren erkennbar ist. Ein wesentlicher Anteil dieser hohen Lohnzusatzkosten ist tarifvertraglich vereinbart. Die Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes ZVK ist freiwillig zwischen den Tarifpartnern vereinbart und bedingt Mehrkosten von 4 bis 8 %.

Nur weil in den letzten sechs bis sieben Jahren in den größten Teilen Deutschlands kein richtiger Winter die Bautätigkeit unterbrochen hat, ist es nicht einzusehen, dass ein kurzer aber harter Winter 1996/97 eine ganze Branche destabilisiert. Gerade nach den Boom-Zeiten im Zuge der Wiedervereinigung müssten die Kassen eigentlich voll sein.

Alle diese Punkte wurden nicht rechtzeitig erkannt. Dies zeigt, dass viele Bauunternehmen nicht mehr in der Lage sind, selbstkritisch eigene Fehler und Versäumnisse zu sehen. Viel zu leicht fällt dann der Ruf der Lobbyisten nach öffentlicher Hilfe.

Doch es geht auch anders. Gerade in der Krise zeigen professionell geführte Bauunternehmen, wie sie mit modernen Führungstechniken erfolgreich sind. In einer geteilten Branchenkonjunktur haben sie sich geschickt hochinteressante Marktsegmente gesucht

  • Komplettsanierung alter Bausubstanz
  • Betreibermodelle für Kläranlagen
  • Neuartige Sanierungssysteme für Abwasserkanäle
  • Familienfreundliche Wohnungen zu akzeptablen Preisen

Intern haben diese Unternehmen in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert, haben diesen moderne Arbeitstechniken beigebracht und sich selbst in der Führung klare Marketing- und Zielsysteme verordnet. In der Organisation wurden klare Zuständigkeiten für den Einkauf und für das Finanzwesen geschaffen. Alle Entscheidungen werden über ein zeitnahes Informationssystem konkret unterstützt.

Auf den Baustellen greifen die Erfolge einer systematischen Arbeitsvorbereitung, die zum Bestandteil der Unternehmenskultur geworden ist. So werden die Bauleiter ihrem Namen Bauingenieur (in genius – im Geiste) gerecht. Zusammen mit den Polieren und Vorarbeitern denken sie vorab eine Baumaßnahme durch, optimieren Bauabläufe und klären rechtzeitig, welche Ressourcen zu welchem Zeitpunkt an der Baustelle benötigt werden. In Bauzeitenplansystemen wird diese Steuerung optimiert, werden Problemen frühzeitig erkannt und abgestellt.

In Unternehmen, die diese Maßnahmen umgesetzt haben, hat das Management getan, was seit Jahren in der Bauwirtschaft bekannt ist. Hierbei wurden Erkenntnisse genutzt und weiterentwickelt, die in anderen Branchen bereits praktiziert werden. Dies macht die Führungsqualität dieser Unternehmen aus.

Natürlich trifft es in dieser Krise auch Unternehmen mit langer Tradition, doch was heißt heute Tradition? Ein Unternehmen wird daran gemessen, wie es sein Feld für die nachfolgende Generation und die Zukunft bestellt. Es ist keine Führungsqualität eines Bauunternehmers, im höchsten Alter noch das Tagesgeschäft patriarchalisch zu beeinflussen. Es ist richtig, engagierten jungen Nachwuchskräften tatsächlich den Weg in die Verantwortung zu weisen und sie in dieser Verantwortung wachsen zu lassen.

Nirgends werden Versäumnisse an dieser Stelle so deutlich wie im Bau, wo Konjunkturkrise, Strukturkrise und Führungskrise gleichzeitig aufeinander treffen. Die echte Krise am Bau hat erst begonnen, wenn schlagkräftige Bauunternehmen aus Osteuropa nicht mehr nur für Handlangerdienste auftreten, sondern mit hochmotivierten und gut ausgebildeten Ingenieuren, den Markt selbst betreten werden.

Deshalb braucht der Bau Leitfiguren, die mutig das vorleben, was in Zukunft die deutsche Bauwirtschaft nach vorne bringt.

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